14.08. - 26.08. FRANKFURT

Check-In Gruppen  Wir wollen Awareness-Arbeit kollektivieren!

Der Plan ist, dass Leute sich morgens in den sogenannten Check-In-Gruppen treffen können. In der Check-In-Gruppe soll miteinander eingecheckt und geschaut werden, was die einzelnen Menschen gerade brauchen und wie sie in der Gruppe unterstützt werden können.

Die Check-In Gruppen sind Teil unseres Awareness Konzepts

Bei Konflikten, Grenzverletzungen oder Kritik am Verhalten von Personen sollen die Menschen innerhalb der Check-In-Gruppe dafür Verantwortung übernehmen und die notwendige Unterstützung bei erlebten Übergriffen und Grenzverletzungen anbieten. Auch wenn von den Menschen innerhalb der Check-In-Gruppe grenzverletztendes und übergriffiges Verhalten aufgefallen oder an die Check-In-Gruppe herangetragen worden ist, soll sie dafür Verantwortung übernehmen.

Während der Check-In Zeit habt ihr auch die Möglichkeit euch mit Inputs zum Thema Awareness und Care zu beschäftigen. Diese findet ihr auch hier auf der Seite.

Wie finde ich die Check-In Gruppen?

Eine Check-In-Gruppe musst du dir nicht selbst suchen, du kannst einfach eine Nummer mit einem Ort ziehen und dich morgens mit den anderen Menschen aus deiner Gruppe treffen. An jedem Treffpunkt gibt es mehrere Gruppen, also sucht einfach die Menschen mit eurer Nummer.

Ablauf der Check-in Runden:

Bei jeder Check-In Runde:
Vorstellungsrunde: Namen, Pronomen (wenn Menschen wollen) , Wie geht es mir gerade? und eine Kennlernfrage (siehe Talking Points zum Kennenlernen unten)

Ablauf der ersten Check-In Runde

  • Was brauche ich um gut auf dem Camp anzukommen?
  • Was für Sorgen habe ich bezüglich des Camps?
  • Auf was freue mich und warum bin ich gekommen?
  • Wie können wir auf Bedürfnisse ans Camp als Gruppe eingehen? Wie können wir als Gruppe genannten Sorgen entgegenwirken?
  • Wie gehen wir ihr mit emotionalen Notsituationen um, die entstehen könnten?
  • Wollen wir uns außerhalb der Check-in Zeiten erreichen können? Wenn ja, wie?
    tauscht dann gerne Kontaktmögichkeiten aus, wenn ihr mögt

    Wenn ihr gerne über eine Situation mit einer Person aus einer anderen Check-in-gruppe reden möchtet, dann kontaktiert gerne die check-in Gruppe der anderen Person.

  • An welche Person (außerhalb oder innerhalb der Check-In Gruppe) melde ich mich, wenn es mir schlecht geht? Sprich das gerne mit der Person ab, damit keine blöde Situationen durch nicht übereinstimmenden Erwartungen entstehen.  
  • An welche Person wende ich mich, wenn ich grenzverletztend war?  
  • Wie kann ich darauf achten, mir die Pausen und Räume zu nehmen, die ich brauche?

Ablauf der zweiten/dritten/... Check In-Runde

  • Wie habe ich mich auf dem Camp gestern gefühlt? 
  • Was hat mir Freude gemacht?  
  • Habe ich eine Grenzverletzung oder Übergriff erfahren? Oder war ich grenzverletzend oder übergriffig?
  • Was brauchen Menschen in der Gruppe? 
  • Wie können wir als Gruppe dafür sorgen, dass es Menschen in der Gruppe auf dem Camp besser geht? 
  • Wie können wir Verantwortung übernehmen für eine Person, die grenzvereltzend oder übergriffig war?
  • Gemeinsame Runde (Schneckenrunde): „Was löst dieser Input in euch aus?“, „Was für Gedanken kommen bei hoch“?
  • Auf was freut ihr euch heute auf dem Camp? Was würdet ihr gerne heute lernen?
  • Talking Points [siehe unten]

Begriffserklärungen

Erklärung Schneckenrunde

In einer Schneckenrunde ist immer die Person links von der Person an der Reihe, die gerade gesprochen hat. Wenn die Person nichts sagen möchte sagte sie „schneck“ oder „check“. Die Schneckenrunde geht idealerweise so lange, bis eine Runde lang keine Person noch etwas sagen will. Sie ermöglicht, dass jede Person an die Reihe kommt und die Möglichkeit hat zu sprechen, und schafft auch Raum für Dinge, die erst während der Runde aufkommen und noch gesagt werden möchten. 

Erklärung Meldekette: Mit Zahlen Melden ….
Bei einer Meldekette, können Menschen der Reihe nach reden. Die Reihenfolge wird festgelegt, indem Menschen sich mit Zahlen melden – also eine bestimmte Anzahl an Fingern hochhalten – in der Reihenfolge in der sie sich gemeldet haben. (Wenn Person Nummer 1 zu Wort kommt, wird Person Nummer 2 zur Person Nummer 1 und ist als nächstes dran mit reden, usw.)

Liste von Talking Points zum Kennlernen:

  • Wenn es ein Moment gibt, in dem ich germerkt habe, ich will die Welt verändern, dann war es der…
  • Wenn ich das tue, dann bin ich voller Feuer…
  • Wenn ich etwas Gutes für mich tun will, dann mache ich das…
  • Ich reagiere auf Stress meist… evt. Folgendes kann mir beim Umgang damit helfen…
  • Das ist weird an mir und ich liebs…
  • ….

Awareness Inputs für die Check-In Gruppen

  • Was bedeutet für dich Selbstorganisation?
  • Hast du das Gefühl, dass das System Change Camp einen Raum für Selbstorganisation bietet?
  • Welche Hürden gibt es für dich, damit du dich selbstorganisieren kannst?
  • Was brauchst du um diese Hürden zu überwinden/ abzubauen?

„Care-Arbeit beschreibt die unbezahlten und bezahlten (re-)produktiven Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns, also Fürsorge und Selbstsorge.“

  • Was gibt es für Care-Arbeiten ausserhalb von Repro-Schichten, die hier auf dem Camp gemacht werden?
  • Seht ihr Unterschiede in der Verteilung der Care Arbeit? Also gibt es Menschen in der Gesellschaft/in eurer Gruppe, die mehr oder weniger Care Arbeit machen? Warum?
  • Was hat die Verteilung von Care Arbeit mit unterschiedlichen Privilegien oder Betroffenheit(en) zu tun?
  • Wie könnte Care Arbeit gerecht verteilt werden? Wie könnt ihr einander in der Check-In Gruppe bei Care Arbeit supporten und die Last gerecht verteilen?
  •  
  • Welche Reproschichten hast du auf dem Camp bisher übernommen?
  • Gibt es Gründe aus denen du bestimmte Reproaufgaben bisher noch nicht gemach hast?
  • Erkennst du Muster auf dem Camp wie Reproschichten übernommen werden?  
  • Wie können Repro Schichten gerecht verteilt werden?
  •  
  • Wann war das letzte Mal, dass du einen Fall von Sexismus und/oder Queerfeindlichkeit erlebt/gesehen hast? 
  • Wie hast du dich verhalten? Was würdest du im Nachhinein anders machen?
  • Was braucht es deiner Meinung nach, um hier auf dem Camp einen möglichst sicheren Raum schaffen zu können?

Definition Ableismus „Ein geschlossenes System von Denk- und Verhaltensweisen, das sich in verschiedenen Formen innerhalb der Gesellschaft und Institutionen äußert. Nicht-behinderte sind in diesem System privilegiert. Das heißt, sie haben gegenüber behinderten Menschen gesellschaftliche und strukturelle Vorteile, die behinderte Menschen unterdrücken. Nichtbehinderte haben die Deutungshoheit über das Leben und die Eigenschaften, die sie behinderten Menschen zuschreiben. Diese können sowohl positiv als auch negativ besetzt sein, folgen aber stets Stereotypen. Mittel der Zuschreibungen sind beispielsweise Sprache, Gesetze, Gegenstände jeglicher Art und soziale Beziehungen.

Im Mittelpunkt der Deutungen steht die Bewertung von Menschen und deren Körpern nach Leistungsfähigkeit, festgelegt von der nichtbehinderten Dominanzgesellschaft. Damit betrifft Ableismus auch direkt die Lebenswelt nichtbehinderter Menschen“ nach Andrea Schöne aus „Behinderung und Ableismus“ (2023)

Fragen:

  • Welche Barrieren erlebt ihr hier auf dem Camp?
  • Welche Barrieren seht ihr, die andere Menschen erleben (könnten)?
  • Welche Vorstellungen von und Erwartungen an Produktivität und Leistungsfähigkeit nehmt ihr auf dem Camp und/oder in euren linken Räumen wahr? Wem nützen oder schaden sie?
  • Wie könnt ihr als Einzelmenschen oder Check-In Gruppe aktiv dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen aktiv selbstbestimmt am Camp teilhaben können? (auch außerhalb der Übernahme von Assistenzschichten)

 Ableismus Input in leichter Sprache

Ableismus ist ein schwieriges Wort. Es bedeutet: Menschen ohne Behinderung werden in unserer Gesellschaft besser behandelt. Sie haben mehr Rechte und Möglichkeiten. Menschen mit Behinderung haben oft Nachteile. Das nennt man: Ableismus. Viele Menschen glauben: Nur wer viel leisten kann, ist wichtig. Nur wer gesund ist, ist normal. Diese Gedanken sind falsch. Aber sie sind in der Gesellschaft sehr stark. Nicht-behinderte Menschen entscheiden oft, wie über Menschen mit Behinderung gesprochen wird. Zum Beispiel in der Sprache. Oder durch Regeln und Gesetze. Oder durch Dinge, die wir benutzen. Oder durch unser Verhalten in Gruppen. Menschen werden oft nach ihrer Leistung bewertet. Also danach, wie viel sie schaffen können. Das ist unfair. Denn jeder Mensch ist wertvoll. Ableismus betrifft auch Menschen ohne Behinderung. Denn sie passen sich an die Erwartungen der Gesellschaft an. Das macht Druck.

Fragen: 

  • Welche Hindernisse erlebt ihr selbst auf dem Camp?
  • Welche Hindernisse könnten andere Menschen haben?
  • Was denkt ihr über Arbeit und Leistung auf dem Camp?
  • Oder wo ihr sonst politisch aktiv seid?
  • Was wird von euch erwartet?
  • Wem hilft das?
  • Wem schadet das?
  • Was könnt ihr tun, damit viele Menschen gut am Camp teilnehmen können? Auch ohne eine Helfer-Schicht zu machen?
  • Was fällt dir als erstes ein wenn du das Thema des heutigen Inputs hörst/liest? Hast du eine Idee warum?
  • Reproduzieren wir auch hier auf dem Camp (post-)koloniale Verhaltensweisen und/oder Strukturen?
  • Hast du das Gefühl das Camp ist ein antikolonialer Raum? Wenn nicht, was bräuchte es um das Camp stärker in diese Richtung zu entwickeln?
  • Welches Privileg hast du, das andere nicht haben? Wie beeinflusst das unter Umständen deine Wahrnehmung und dein Verhalten auf dem Camp?
  • Wann hast du auf dem Camp ein Privileg genutzt? Wofür und Warum hast du das getan?
  • Können Privilegien auch gut genutzt werden? Wenn ja, wie?